Art | Wert |
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Titel | Bamesberger, Heinrich - Brief 1923/10/23 |
Datum | 23.10.1923 |
Referenzart | Brief |
Veröffentlichung | Letters from the Eureka Rundschau and Das Nordlicht, 3 Jun 1915 - 27 Dec 1929 |
14.02.1924 Hoffnungstal, den 23. Oktober 1923 Liebe Kinder, Georg und Margaretha! Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit uns und euch allen, Amen. Muss euch zuerst herzlich danken für das Sach, welches ihr uns zugeschickt habt und für alles, was ihr an uns getan habt zur Zeit der Hungersnot. Wir haben die Kleider erst am 5. Oktober erhalten und dann nur die Hälfte, wie sie sagen, aber laut eurem Brief fehlt noch mehr als die Hälfte. Nun, das ist ja nicht eure Schuld, ihr habt es euch viel Geld und Mühe kosten lassen und wir danken dennoch herzlich für das, was in unsere Hände gekommen ist. Aber fernerhin, wenn ihr uns helfen wollt, nur keine Kleider mehr schicken, auch nichts zur Verteilung; ihr solltet immer von drüben bestimmen, für wen es ist. Wir leben ja immer noch in sehr betrübter Lage, obwohl die Ernte nicht so schlecht war für den, der seinen Winterweizen frühe gesät hatte. Wir konnten nicht frühe säen und haben daher auch nicht viel bekommen. Von unsern 2 Dessi. Aussaat haben wir etwas über 60 Pud geerntet und das hat noch Brand gehabt. Nun sollen wir 100 Pud geben als Prodnalog von dem, was wir geerntet haben. O, es ist schlecht und betrübt, schaffen können wir auch nicht mehr viel, weil wir alt sind und keine Pferde haben; wir haben nur 3 Kühe und paar Hühner. So muss man sich durchschlagen. Wir könnten euch noch viel schreiben, wie es bei uns zugeht, aber man hat doch noch Angst. Du, Margaretha fragst, ob unser Sohn Jakob, dein Bruder gleich tot war. Ja, man kann sagen er war gleich tot, war bewusstlos, nur konnte man vernehmen, dass er noch atmet und so lag er einen Tag und eine Nacht bis er verschied. Es ist jetzt schon 3 Jahre her, dass er tot ist und seine Frau Mathilde hat sich wieder verheiratet nach Perekrestowo aufs Chutor; nach 2 Monaten ist das Kind gestorben, so das wir von Jakob gar nichts mehr haben. Unser Gott hat sie lieber gehabt und hat sie zu sich genommen, das ist unser Trost. Deine Geschwister lassen auch grüßen und danken. Eins möchte ich noch fragen, wo ist denn die Dorothea Schwaderer und ihr Sohn Gottlieb. Denken sie gar nicht mehr daran, wer ihnen nach Amerika verholfen hat; ihr Bruder Gottfried hat ihnen Geld vorgestreckt und ist jetzt gestorben, aber zwei Waisen sind da in sehr großer Not und so auch die Elisabeth. Sagt es ihr einmal oder lasst es sie wissen durch die Zeitung mit Gruß von mir. Grüßt alle anderen Freunde, wie Georg Herr und Christian Herr nebst ihren Frauen, auch Katharina Bas und ihre Tochter und Mann. Wir können euch jetzt nicht mehr tun, als unsern Dank auszusprechen und euch alles Gute wünschen. Mit Gruß an all von allen Heinrich Bamesberger Eingesandt von Georg Wöhl, Wishek, N. D. Frau Wöhl ist eine Tochter von Heinrich Bamesberger, im Bückele. |